Die Bedeutung des Begriffes „HIV-positiv“ hat sich in den letzten Jahren dank
der antiretroviralen Therapie vom Todesurteil in eine chronische Krankheit
gewandelt. Die Lebenserwartung unter kontinuierlicher und adäquater
Behandlung reicht nahezu an die von nicht infizierten Individuen heran, da bei
den meisten Patienten der Ausbruch von AIDS verhindert werden kann. Jedoch
sind gerade auch bei Kindern die Langzeitnebenwirkungen und -folgen der
lebenslangen Therapie noch nicht abzusehen. In vielen ressourcenarmen
Ländern können mittlerweile durch umfangreiche nationale und internationale
HIV-Programme antiretrovirale Medikamente erworben werden. Die Zahlen der
Patienten, v.a. der Kinder, die eine Therapie benötigen, jedoch keine erhalten,
sind aber noch immer unbefriedigend hoch. Darüber hinaus stehen in vielen
Ländern nicht genügend Fachkräfte und medizinische Mittel zur Verfügung, um
HIV rechtzeitig zu diagnostizieren und die Nebenwirkungen der antiretroviralen
Therapie erkennen und behandeln zu können. Neue Herausforderungen gibt es
in Hinblick auf HIV-infizierte Jugendliche unter Therapie. Pubertäre Prozesse
und Nebenwirkungen der Medikamente können zum Abbruch der Therapie
führen und somit das Risiko einer Resistenzbildung erhöhen. Neben der
Förderung des Wissens der Erkrankten und der Betreuer über die Krankheit
und über die Folgen von Therapieunterbrechungen ist es daher auch wichtig,
einen Schwerpunkt auf die Erfassung und Behandlung von Nebenwirkungen zu
setzen.
In dieser Arbeit sollen am Beispiel einer Kohorte von HIV-positiven Kindern und
Jugendlichen in Kambodscha, die bis zu sechs Jahre antiretrovirale
Medikamente erhalten haben, die Wirkungen und Nebenwirkungen dieser
dargestellt und die Herausforderungen bei der Behandlung der HIV-Infektion in
ressourcenarmen Ländern diskutiert werden.